Fo Kuss
03. Nov 2025,

Niemand weiss so genau, wann der Fokuss – pardon, der Fokus – eigentlich entstand. Tausende von Legenden ranken sich um ihn, als hätte er eine eigene Mythologie. Und ja, ich habe das Wort absichtlich falsch geschrieben. Warum?
Weil ich mich auf den Sound beim Aussprechen konzentriert habe – und ihn, ehrlich gesagt, vor zehn Minuten ziemlich lustig fand.
Konzentriere dich jetzt, okay?
Den Fokus im Gepäck zu haben, ist in den meisten Lebenslagen ein Vorteil.
Sich auf eine Sache zu konzentrieren, die Aufmerksamkeit zu bündeln und sich nicht ablenken zu lassen – das ist oft der Schlüssel zu guter Arbeit.
Und genau hier liegt die Crux: Fokus ist schwer zu halten.
Während Menschen versuchen, sich aufmerksam einer Sache zu widmen, lauern überall kleine Angreifer.
Sie schleichen sich sanft, aber unwiderstehlich in unsere Gedanken.
Diese Angreifer sind so charmant, dass kaum jemand ihnen widerstehen kann.
Sie verstecken sich hinter wohlklingenden Namen wie Soziale Medien.
„Sozial“ klingt gut, oder?
Wäre es auch – wenn das Wort noch etwas mit sozialem Verhalten zu tun hätte.
Doch zwischen Katzenvideos, Filterblasen und Dauer-Entertainment wird es immer schwieriger, echte Verbindungen zu finden.
TikTok, Facebook, Instagram, YouTube, X – sie alle sind beschäftigt, uns zu „unterhalten“.
Und uns gleichzeitig von uns selbst zu entfernen.
Abgelenkte können keinen Kurs halten. Das wusste schon der Kapitän der Titanic.
Der Fokus einer Kamera ist das Paradebeispiel.
Ein einziger Punkt, ein Objekt, ein Moment – anvisiert, umrahmt, festgehalten.
Ein Klick, und das Bild spricht mehr als tausend Worte.
Zufall, Gelegenheit und Konzentration – das Trio für Jahrhundertfotos.
Fehlt der Fokus, kann’s fatal werden.
Ich mag es, wenn mein Zahnarzt sich auf mein geöffnetes Maul konzentriert –
nicht auf die Playlist im Hintergrund.
Ich verlasse mich darauf, dass der Pilot den Kurs und nicht das Bordmenü im Blick hat.
Und ich liebe Gespräche, bei denen mein Gegenüber ins Gesicht schaut – nicht aufs Handy.
Denn Menschen (und Tiere) verdienen Aufmerksamkeit. Ohne Wenn und ohne TikTok.
Meine Zeit ist begrenzt.
Ja, deine auch.
Also frage ich mich oft: Was tue ich mit dieser kleinen Spanne Lebenszeit?
Habe ich genug davon, um Stunden an belanglose Apps zu verschenken?
Ich weiss es nicht.
Aber ich weiss, wie lebendig es sich anfühlt, wenn ich mich einer Sache ganz widme.
Wenn meine Synapsen in Partystimmung geraten, weil eine Idee zündet, eine Geschichte entsteht, ein Satz passt.
Dann rast die Zeit, aber ich raste nicht.
Natürlich lasse auch ich mich ablenken.
Manchmal ist das sogar erholsam.
Aber nie ist es ein Ersatz für die Leidenschaft, mich in eine Geschichte zu vertiefen –
den Fingern zuzusehen, wie sie Gedanken einfangen,
dem Kopf beim Fliegen zuzusehen, während die Tastatur den Boden - sprich, die Story einfängt.
Dieses halb gesteuerte, halb wilde Sich-Konzentrieren ist eine der schönsten Leistungen des Gehirns.
Und der Fantasie.
Meine ersten beiden Gedanken um fünf Uhr morgens sind immer dieselben:
Kaffee. Story.
Dann beginnt der Tag – mit der Lust, den noch jungfräulichen Kopf laufen zu lassen,
und sich einer Sache voll hinzugeben.
Manchmal stelle ich mir vor, wie viel Kreativität, Frieden und Menschlichkeit freigesetzt würde,
wenn wir alle ein bisschen mehr spielerisch fokussieren würden.
Auf den Partner.
Auf das kurze Leben.
Auf die Menschen um uns herum.
Fokus, du bist ein guter Kerl.
