Poli Tick
05. Nov 2025,

"Politik? Nein, Danke.» Kaum ein anderes Berufsfeld hat heute ein ähnlich demoliertes Image wie die Politik. Früher waren es Autoverkäufer, Versicherungsvertreter und Anlageberater – heute sind es Politiker:innen, die man gern als böswillige Vertreter einiger Bürger:innen abstempelt.
Moment mal: Vertreter:innen? Ja, genau – sie sollen uns vertreten, nicht nur ihre Schuhsohlen.
In einer Demokratie ist Macht nur geliehen. Die Wähler:innen verleihen sie, damit ihre Stimme Gewicht bekommt. Doch allzu oft scheint es, als würden die Finger, die für uns handeln sollen, in fremden Taschen stecken.
Jedes Parlament, jeder Gemeinderat, jede Regierung ist eine Ansammlung von Vertreter:innen – mit Millionen Chefs, die ihnen auf die Finger schauen. Und die genau wissen wollen, in welchen Taschen sich diese Finger gerade befinden.
Ich mag die Vorstellung, dass Volksvertreter:innen am Ende ihrer Amtszeit mit dem Daumen hoch oder runter bewertet werden. Mach einen guten Job – und du darfst wieder ran. Schlechter Job – und die Bürger:innen schicken dich nach Hause. So einfach ist Demokratie.
Im Geschäftsleben weiss man: Kund:innen sichern das Überleben. Wenn sie unzufrieden sind, gehen sie. In der Politik geht das nicht so einfach – Bürger:innen können nicht einfach zu einer anderen Regierung wechseln. Das ist fatal, wenn man vier Jahre lang schlechtes Management ertragen muss.
Doch wenn die Wahlurnen wieder geöffnet werden und sich neue Kandidat:innen um die Gunst der Wähler:innen bemühen, dann ist das Feld offen für frische, hoffnungsvolle Menschen, die es besser machen wollen.
Gestern Nacht haben die Wähler:innen von New York genau das getan: Sie wählten Zohran Mamdani, einen demokratischen Sozialisten, Muslim und Sohn ugandischer Eltern, zum Bürgermeister. Holy smokes! Welch ein Signal. Andrew Cuomo, sein mächtiger Gegner, konnte trotz Millionen von Musk & Co. nicht punkten.
Ist es nicht erfrischend, wenn der demokratische Geist wieder sichtbar wirkt – ganz praktisch, an der Wahlurne?
In Virginia, New Jersey und New York City gingen alle Ämter an die Demokraten. Wenn das kein gutes Omen für die Midterms 2026 ist – was dann?
Wer die Wahl hat, hat eine Demokratie.
